Vergangene Abdrücke gegenwärtige Eindrücke

Zeit vergeht und der Blick in die Zukunft muss immer mit einem Blick zurück beginnen, wenn eine Gesellschaft zukunftsfähig sein will. So muss man sich mit Ereignissen befassen, die zeigen, dass unsere Welt in der Vergangenheit sehr häufig von Kriegen verwüstet, aber oft genug nur knapp von weiteren Kriegen verschont wurde.

Die Reservistenkameradschaft Finthen - die Mitglieder aufgewachsen in der Zeit des Kalten Krieges - suchen immer wieder vergangene Abdrücke, im Juli 2018, in dem zeitgeschichtlichen Museum in Overloon (Gemeinde Boxmeer, Niederlande) bekannt durch die Panzerschlacht von Overloon.

Die Schlacht, die aus der teilweise misslungenen Operation Market Garden im September 1944 das Dorf Overloon ins Rampenlicht brachte, ist in vielen Publikationen beschrieben war nicht Motivation unseres Besuches.

Vor dem Museum mahnt in Stein gehauen:

»HALTE FÜR EINEN MOMENT INNE Besucher, und denke daran, dass die Erde auf der Du nun stehst, einstmals einer der am heftigsten umkämpften Sektoren des Schlachtfeldes von Overloon war. Hier wurde in bitteren Zweikämpfen, Mann gegen Mann, gefochten. Viele junge Leben, die den Schlachtfeldern Nettunos und der Normandie entkommen waren, fanden hier ihr Ende, unter diesen Bäumen.«

Die Botschaft des Museums ist einfach und treffend:

"Der Krieg gehört ins Museum".

In Overloon wird kein Krieg nachgespielt, ein wohltuender Unterschied zu vielen War & Peace Shows auf der Insel, wo bei Festivals Kriegs-Hobbyisten die Geschichte zu ihren Gunsten verfälschen. Das Nachspielen ist eine der großen Befürchtungen, immer dann, wenn es um die museale Aufbereitung des Themas Krieg geht. Als wäre das Nach-Spielen schrecklicher als der Krieg selbst. Obwohl wir ganz genau wissen, dass es dergleichen Vor- und Nachspiele nicht braucht, um auch heute reichlich ganz reale Kriege zu führen, verdammen wir das eine, ohne das andere auch nur ansatzweise zu verhindern.

Ziel des zeitgeschichtlichen Museums in der Gemeinde Boxmeer (Noord-Brabant - Niederlande) ist, für Frieden und Freiheit zu mahnen.

Die multimedial beispiellos gestaltete Ausstellung spart nichts aus. Nicht die politische Entwicklung in Deutschland bis 1939 und die niederländische Lage in der gleichen Zeit, die Ängste der Niederländer vor dem Sozialismus.

In Filmen erzählen Personen ihre Geschichte, begründen ihren Entschluss in die Wehrmacht oder die SS einzutreten. Beklemmend, denn man stellt sich natürlich die große Frage: Was hätte man selbst an ihrer Stelle gemacht? Es kommen Zeitzeugen zu Wort, die über die Repressionen gegen die Zivilbevölkerung, das Leiden der niederländischen Juden und die Kollaboration vieler Landsleute mit den Besatzern berichten. Die Ausstellung geizt nicht mit Informationen, auch wie erfinderisch die unterdrückte Bevölkerung mit den Einschränkungen und dem allgemeinen Mangel umging.

Besonders beklemmend, aber eindrucksvoll dargestellt ist ein Luftschutzkeller. Fast dreidimensional erscheinen Menschen, treten aus der Wand, stellen ihre Situation dar, teils ohne Licht, ohne Wasser, ohne Lebensmittel. Eindringliche Stimmen suggerieren die Angst, den Hunger, die menschlichen Bedürfnisse, vor allem die der Kinder. Den Raum verlässt keiner unbeeindruckt.

Wir sahen eine objektive Bilanz der der Zeit, ein Stück Zeitgeschichte. Es gibt kein Aufrechnen. Man erfährt keine Anklagen.

In einem zweiten Teil folgt die Ausstellung zahlreicher militärischer Großgeräte. Abwechslungsreich gestaltet mit großen Bildern im Hintergrund, untermalt von Geschützdonner, vermischt mit den Klängen von Lili Marleen.

Nach Christian Thomasius, einem deutschen Juristen aus dem 17. Jahrhundert, ist Frieden ohne Freiheit »...unterdrückter Krieg oder Gewaltlosigkeit, die durch Gewalt besteht«. So bleiben uns die Fragen:

- Wann ist die Freiheit abhanden gekommen?

- Wie hat man die Freiheit verloren?

- Wie gewinnt man die Freiheit zurück?

- Was muss man tun, um die Freiheit zu behalten?

Diese Fragen müssen wir beantworten, jeder für sich.

Schauen Sie auch mal hier rein.

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